Bewegung und Atem in Einklang

Im Yoga sollten Atem und Bewegung im absoluten Einklang sein. Als Anfänger übst du, an richtiger Stelle ein- und wieder auszuatmen und den Atem in die Länge zu dehnen. Den Atem zu halten und ihn vor allen Dingen genau zu beobachten.
Im besten Fall trägt dein Atem deine Bewegung und jede Bewegung wird vom Atem gesteuert und nicht umgekehrt.

Denn ohne den Atem in Einklang mit der Bewegung ist Yoga kein Yoga mehr sondern nur noch sportliche Gymnastik.
Wenn Du falsch atmest, kann sich Yoga sogar negativ auf deinen Körper auswirken. Deswegen ist es wichtig zu wissen, an welcher Stelle du ein- und wieder ausatmest. Im Yoga gibt es fünf Regeln für den richtigen Atem. Diese Regeln kannst du auf alle Yoga-Stile anwenden. Sobald du verstehst, wie dein Atem funktioniert, wirst du die Regeln ganz automatisch anwenden. Wenn du zudem die richtige Atemtechniken nutzt, kannst du deinem Körper dabei helfen, sich wirklich zu entspannen.

 
Wie funktioniert der Atem?
Einatmen

Wenn du einatmest, ist das der aktive Part des Atemzyklus. Die Einatmung wird durch die Bewegungen des Zwerchfells und die Atemmuskulatur angetrieben. Wenn du Luft in die Lunge einatmest, senkt sich dein Zwerchfell und deine äußeren Atemmuskeln ziehen sich zusammen. Dadurch heben sich deine Rippen und dein Brustbein. Dein gesamter Brustkorb weitet sich, der Druck in deiner Lunge verringert sich und so kann Luft in die Lunge einströmen.
Durch das Einatmen dehnt sich dein Brustraum aus. Dadurch, dass sich das Zwerchfell nach unten bewegt, drückt es den Inhalt deines Bauches nach unten und der Bauch dehnt sich nach außen aus.

Ausatmen

Wenn du ausatmest, ist das der passive Part des Atemzyklus. Beim Ausatmen entspannt sich dein Zwerchfell und deine Atemmuskulatur. Das dehnbare Gewebe deiner Lunge zieht sich plötzlich zusammen und der Druck in deiner Lunge steigt wieder. So wird die Luft aus deiner Lunge gepresst. Im Gegensatz zum Einatmen zieht sich dein Brustkorb nun stark zusammen.

So verändert dein Atem die Form deines Körpers, genau so wie es bestimmte Bewegungen machen. Mit Yoga-Asanas öffnest du entweder Brust und Bauch oder du komprimierst sie. Gleichzeitig beeinflusst die Haltung deines Körpers deine Bewegung und deinen Atem. Da dein Atem und jede Bewegung auf natürliche Weise miteinander verbunden sind, solltest du sie im Yoga in Einklang bringen. Die richtige Yoga-Atmung unterstützt die Asana-Bewegung und vertieft ihre Wirkung. Falsches Atmen hemmt jedoch die Bewegung und wirkt sich negativ auf den Körper aus.

Die fünf Regeln des Atmens im Yoga

Die folgenden fünf Regeln können auf alle Yoga-Praktiken angewendet werden, um den Atem mit der Bewegung in Einklang zu bringen.

1. Einatmen bei Bewegungen, die die vordere Körperseite öffnen:

Wie oben beschrieben erweitert das Einatmen deine Brust und deinen Bauchraum. Um das Einatmen sinnvoll mit deiner Bewegung zu verbinden, solltest du Asanas, die den vorderen Bereich deines Körpers öffnen, mit dem Einatmen praktizieren. Öffnende Asanas sind zum Beispiel Rückbeugen, das Heben der Arme oder des Kopfes.
Probiere es aus. Stell dich aufrecht hin, die Arme hängen seitlich locker am Körper. Dann bringe deine Arme in einem großen Bogen über vorne nach oben in eine Streckhaltung. Zuerst testest du dies und atmest beim Heben der Arme aus. Danach testest du dies und atmest beim Heben der Arme ein. Du wirst sofort einen Unterschied feststellen. Denn du kannst dich viel weiter strecken und öffnen, wenn du einatmest.

2. Ausatmen bei Bewegungen, die die vordere Körperseite zusammendrücken:

Bei Vorbeugen wird die Vorderseite deines Körpers zusammengedrückt. In einer Vorbeuge wie der sitzenden Zange wird zwar der Rücken gedehnt, aber die Vorderseite des Körpers wie Brust und Bauchraum gestaucht. Diese Asana sowie alle Vorwärtsbeugen solltest du daher beim Ausatmen üben. Drehungen und Seitneigen, die die Ausdehnung von Brust und Bauch einschränken, übst du auch beim Ausatmen
Probiere es aus: Setze dich auf den Boden, die Beine sind zusammen und gestreckt vor dir. Strecke den Rücken und beuge dich langsam mit geradem Oberkörper über deine Beine. Übe das zuerst einmal mit dem Einatmen. Und danach testest du diese Vorbeuge beim Ausatmen. Auch hier wirst du sofort den Unterschied spüren. Wenn du bei der Vorbeuge einatmest, dehnt der Atem Brust und Bauch, während du gleichzeitig Brust und Bauch durch die Vorbeuge stauchst. Das ist richtig unangenehm und sollte daher so nicht praktiziert werden.

3. Wenn der Atem nach dem Einatmen gehalten wird, beweg dich nicht:

Einatmen geht nur bis zu einem gewissen Maximum. Nämlich bis Brust und Bauch maximal geweitet sind. Wenn aber die Wirkung des Einatmens verlängert werden soll, kannst du den Atem am maximalen Punkt kurz halten. Diese Technik wenden wir im Yoga manchmal an. Da der Brustraum dann jedoch maximal geweitet ist, wird dein Körper jeder weiteren Bewegung widerstehen. Halte deinen Atem nach dem Einatmen deswegen nur, wenn du auch deine Bewegung anhältst und in einer Asana verweilst. Auch das kannst du testen. Hebe wie bei Punkt 1) einatmend wieder die Arme nach oben. Am höchsten Punkt hältst du den Atem und machst von hier aus einige Hampelmänner mit gehaltenem Atem. Du wirst sehen, das ist richtig unangenehm. Teste das gleiche und halte in der Streckung wieder den Atem an und verweile in dieser Position. Das wird dir viel leichter fallen.

4. Nur wenn der Atem nach dem Ausatmen gehalten wird, dann kannst du dich bewegen:

Du kannst die Wirkung deiner Ausatmung verlängern, wenn du deinen Atem nach dem Ausatmen hältst. Denn jetzt sind deine Lunge und dein Bauch entspannt und dein Körper sträubt sich nicht gegen Bewegungen. Teste dies wieder im Sitzen mit der Vorwärtsbeuge. Atme bei der Vorbeuge aus und halte am tiefsten Punkt den Atem, versuche dich von hier aus noch weiter in die Vorbeuge zu begeben, indem du deine Knöchel greifst und dich tiefer in die Vorbeuge bringst. Du wirst sehen, dass du die Vorbeuge besser halten kannst, dich hier sogar weiter bewegen kannst, als wenn du am tiefsten Punkt nun wieder einatmest.

5. Atme immer tief und ohne Anstrengung:

Diese Regel kannst du dir als goldene Regel fürs Yoga merken. Dein Atem dient dir als Indikator für deine Praxis. Sobald dein Atem verkrampft oder gestresst wird, hast du deinen Körper zu weit gepusht. Denn in der Asanapraxis sollte es dein Ziel sein, dich wohl und entspannt zu fühlen. Auch bei körperlicher Anstrengung solltest du dich mit tiefen, mühelosen Atemzügen bewegen können. Denn nur so kannst du die positive Wirkung einer Asana erfahren. Sobald dein Körper aber unter zu hoher Belastung oder gar Anspannung steht, beeinträchtigt das den Atem. Und so verliert jede Asana ihre Wirkung und wir wären wieder bei sportlicher Gymnastik.
Nutze also deinen Atem als Indikator.

Wenn du diese fünf Regeln beachtest, dann wird sich die Wirkung der Asanas entfalten und es wird dir leicht fallen, deine Praxis zu intensivieren. Am Anfang ist es sicherlich etwas ungewohnt, Atem und Bewegung in Einklang zu bringen. Aber je öfter du übst, um so leichter wird es dir fallen.

Atem und Bewegung in Einklang